28.09.2018
DruckenInnovationspreis für neues Diagnoseverfahren bei Hirntumoren
Im zentralen Nervensystem werden nach aktueller WHO Klassifikation etwa 100 verschiedene Tumorklassen unterschieden. Um eine optimale Therapie auszuwählen, muss die exakte Klasse des Tumors bestimmt werden. Das war mit den bisherigen diagnostischen Methoden nicht immer möglich. Das von den vier Preisträgern vorgestellte neue Diagnoseverfahren erlaubt nun eine viel genauere Aussage über die Art des Tumors. Capper, Jones, Sill und Hovestadt konnten beweisen, dass der Einsatz des Verfahrens bei 12 Prozent aller Hirntumordiagnosen zu einer relevanten Diagnoseänderung im Vergleich zur konventionellen pathologischen Diagnostik führt. Zudem steht das entwickelte Klassifikationssystem als Website allen zur Verfügung und ist damit von individuellen Interpretationen unabhängig.
„Obwohl auch in diesem Jahr wieder viele sehr gute Arbeiten eingereicht wurden, sticht diese exzellente wissenschaftliche Arbeit eindeutig heraus“, begründet Ingo Autenrieth, Dekan der Medizinischen Fakultät, Universitätsklinikum Tübingen und Jury-Vorsitzender des Innovationspreises, in seiner Laudatio die Entscheidung. "Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für spezifischere Therapieansätze und die Entwicklung neuer Therapiestrategien. Darüber hinaus gibt es hier eine vorbildhafte Kooperation zwischen verschiedenen Disziplinen und Standorten.", so Autenrieth.
Das Forscherteam hat eine kostenfreie Webseite entwickelt (www.molecularneuropathology.org) und damit eine Plattform geschaffen, die zum ersten Mal instituts- und länderübergreifend eine Harmonisierung der Hirntumordiagnostik erlaubt. Anhand der inzwischen vorliegenden Daten gibt es biologische Hinweise auf etwa 20 bis 30 weitere bisher nicht bekannte Tumorklassen. Diese werden aktuell von den vier Autoren charakterisiert.
Der mit 10.000 Euro dotierte Innovationspreis würdigt herausragende innovative wissenschaftliche Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus der Grundlagen-, klinischen- und translationalen Forschung. Ziel ist die Stärkung der Forschung in der Universitätsmedizin am Wissenschaftsstandort Deutschland. Der Preis wurde gestern im Rahmen des Innovationsforums der DHM in Berlin zum 14. Mal vergeben. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch eine Jury aus Vertretern der Universitätsmedizin.