10.10.2025

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Science meets Industry Day – Brücken bauen zwischen Wissenschaft und Industrie in der Krebsforschung

Am 7. Oktober 2025 kamen rund 80 Teilnehmende aus Wissenschaft und Industrie in Heidelberg zum „Science meets Industry Day“ zusammen, der gemeinsam vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) organisiert wurde. Um Wissenschaft und Industrie enger zu vernetzen, verfolgt das neue interaktive Format die Absicht, den Transfer innovativer Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen und Therapien für Patientinnen und Patienten zu beschleunigen. Die Veranstaltung, der am Vorabend ein Networking-Dinner vorausging, bot eine lebendige Plattform für Austausch, Zusammenarbeit und Wissenstransfer.

Gruppenbild
© Marius Stark/DKTK

Eröffnet wurde der Tag von Prof. Stefan Pfister, Direktor des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), designierter DKTK Sprecher und Leiter der Abteilung Pädiatrische Neuroonkologie am DKFZ. Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem DKFZ und allen DKTK Partnerstandorten nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher pharmazeutischer und biotechnologischer Unternehmen teil, die sich zu Beginn alle kurz vorstellten. In seiner Begrüßung betonte Stefan Pfister die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen zwischen akademischer Forschung und Industrie, um die Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Anwendung zu beschleunigen. Er ermutigte die Teilnehmenden, das Treffen als einen „ausgezeichneten Startpunkt für neue translationale Partnerschaften“ zu sehen, und lud dazu ein, durch Feedback die Weiterentwicklung des Formats mitzugestalten.

Perspektiven aus Wissenschaft und Industrie: Missionen vereinen
In seiner einführenden Präsentation erläuterte Stefan Pfister die Struktur der akademischen Krebsforschung in Deutschland, darunter das CCC-Netzwerk, das DKTK und das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT). Er ging auf die Herausforderungen der „two valleys of death“ in der klinischen und translationalen Forschung ein und sprach sich dafür aus, Erfolgskriterien in der Wissenschaft über Publikationen hinaus neu zu denken. „Um die Lücken zum Patientennutzen zu schließen, müssen wir Anreize und KPIs in der akademischen Forschung neu definieren“, betonte er. Begrenzte Ressourcen können beispielsweise durch gemeinsame Projekte und Plattformen effizienter genutzt werden. 
Han Steutel, Präsident des vfa und Mitglied des DKTK Wissenschaftlichen Beirats (DKTK Scientific Advisory Board), stellte die Perspektive der Industrie vor und hob die zentrale Rolle der Grundlagenforschung sowie das große ungenutzte Potenzial engerer Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hervor. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie in Deutschland intensivieren“, sagte er. „Es ist wichtig, Dinge früher zusammenzubringen und bestehende Stärken gezielt weiterzuentwickeln.“

Eine erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaft in der Praxis
Dr. Eva-Maria Rief stellte die Innovative Therapies for Children with Cancer Paediatric Preclinical Proof-of-concept Platform (ITCC-P4) vor – ein Beispielmodell für öffentlich-private Partnerschaft zur Verbesserung der Arzneimittelentwicklung in der pädiatrischen Onkologie. Die unter deutschem Recht operierende Plattform hat bereits 73 Kooperationsanfragen bearbeitet – überwiegend von Industriepartnern, vor allem aus den USA – und ist inzwischen weltweit als vertrauenswürdiger Partner in der Kinderkrebsforschung anerkannt. Sie betonte, dass eine gemeinsame Vision, Transparenz und Vertrauen entscheidend für den Erfolg dieser Partnerschaften waren. 

Innovationen im Fokus: Forschungs-Pitch-Sessions
In zwei Forschungs-Pitch-Sessions stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von DKFZ und DKTK sieben innovative translationale Projekte vor – von KI-gestützten Organoidmodellen und phosphoproteomischen Diagnostikverfahren bis hin zu neuartigen Immuntherapien:

  • AIPTO TechBio: Transforming brain cancer R&D with AI-powered next-generation organoids platform (Dr. Haikun Liu, DKFZ)
  • PhosDx - Phosphoproteomics for routine cancer diagnostics (Dr. Annika Schneider, TUM, DKTK)
  • A companion biologic that turns resistance into response - removing an overlooked but common obstacle for today’s immunotherapies (Dr. Chong Sun, DKFZ)
  • TcellTech: Enabling end-to-end T-cell therapy solutions with plug-in technologies (Dr. Khwab Sanghvi, DKFZ)
  • Heating up cold tumors to improve immunotherapies in solid tumors (Simon Krost, DKFZ/KITZ)
  • Boost-CAR: Enhancing CAR T-Cell Therapy through Metabolic CAR-T Engineering and Tumor Microenvironment Reprogramming (Prof. Sascha Dietrich, UKD, DKTK)
  • ReachTX: Making Cancer Drug Discovery Predictable using AI and Organoids (Dr. Florian Heigwer, DKFZ)

Innovation und Transfer am DKFZ
Dr. Rainer Wessel und Dr. Holger Hess-Stumpp gaben Einblicke in die Innovations- und Transferstrategie des DKFZ, einschließlich der Aktivitäten im Bereich der Wirkstoffforschung. Sie betonten die Bedeutung von frühen Ausgründungen, ausreichender Risikofinanzierung, Risikobereitschaft sowie starken Partnerschaften mit Biotech- und Pharmaunternehmen und verwiesen dabei auf erfolgreiche Kooperationen mit Bayer und Beiersdorf sowie auf die Entstehung neuer Spin-offs. Beide hoben hervor, dass viele Medikamente ihren Ursprung in der akademischen Forschung haben, jedoch erst durch die Zusammenarbeit mit Industriepartnern den Weg zu den Patientinnen und Patienten finden.

Networking und Ausblick
In den sich den Präsentationen anschließenden Diskussionen sowie während ausgiebiger Networking-Zeiten tauschten sich die Teilnehmenden intensiv über die vorgestellten Themen und Projektideen aus. In ihren abschließenden Worten bekräftigten Stefan Pfister und Han Steutel ihre gemeinsame Vision, nachhaltige Kooperationen zu etablieren und die Translation in der Onkologie weiter zu beschleunigen. „Wir haben in Deutschland alles, was wir brauchen“, fasste Steutel zusammen. „Jetzt müssen wir es gemeinsam zum Erfolg führen.“

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