24.07.2024

Drucken

Spitzenforschung prämiert: EKFS vergibt Publikationspreise 2024

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) gab am 3. Juli die Preisträger ihres Publikationspreises 2024 bekannt. Die Auszeichnung würdigt eine Wissenschaftlerin und vier Wissenschaftler, darunter auch drei Wissenschaftler vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Sie erhielten die Auszeichnungen für ihre herausragenden und medizinisch hochrelevanten Erkenntnisse, die sie im Jahr 2023 veröffentlicht und im Rahmen der Förderung durch die EKFS erzielt haben.

Die Forschungsergebnisse der Publikationspreisträger ermöglichen präzisere Diagnosen sowie personalisierte Behandlungsansätze und eröffnen neue therapeutische Möglichkeiten“, erläutert Prof. Dr. Michael Madeja, EKFS-Vorstandsvorsitzender: „Das kann das Leben von Patientinnen und Patienten deutlich verbessern.“ Die Preise sind mit jeweils 10.000 € dotiert.

Die fünf Publikationspreise 2024 der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gehen an:

Damm.jpg
Prof. Dr. Frederik Damm © Charité – Universitätsmedizin Berlin

Prof. Dr. Frederik Damm (Charité Berlin, DKTK Partnerstandort Berlin) nutzt neue Sequenzierungsmethoden für präzisere Diagnosen und personalisierte Behandlungen von Leukämien und Lymphdrüsenkrebs. Der Publikationspreis der EKFS würdigt, dass Damm genetische Marker identifiziert hat, die sowohl eine genaue Risikoeinschätzung als auch die Grundlage für neue, gezielte Therapieansätze für Patientinnen und Patienten mit primär mediastinalen B-Zell-Lymphomen ermöglichen.

Die Publikation im Detail: Damm hat entscheidende Fortschritte in der Hämatologie erzielt, indem er molekulare Techniken wie das Next-Generation-Sequencing (NGS) nutzt. Mit dem NGS lassen sich DNA- oder RNA-Sequenz schnell und kostengünstig bestimmen. Damm zeigt in seinem im Journal of Clinical Oncology erschienen Paper mit dem Titel „Genetic Characterization of Primary Mediastinal B-Cell Lymphoma: Pathogenesis and Patient Outcomes“, wie mit der NGS präzisere Diagnosen und personalisierte Behandlungsansätze für das primär mediastinale B-Zell-Lymphom (PMBCL) möglich sind. PMBCL ist eine seltene, aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs, die vorwiegend junge Frauen betrifft. Die Krankheit zeichnet sich durch die rasche Vermehrung von Krebszellen im zentralen Bereich des Brustkorbs aus und ist daher besonders gefährlich. Preiswürdig ist insbesondere, dass Damms Team durch genomische Charakterisierung genetische Marker identifizierte, etwa spezifische Genmutationen. Dadurch konnten die Wissenschaftler präzise Risikostratifizierungen vornehmen – also die Patienten in Gruppen einteilen, um das Risiko für bestimmte Krankheitsverläufe oder Komplikationen abzuschätzen. Auf der präziseren Diagnostik bauen personalisierte Behandlungsansätze auf, die die Lebensaussichten von PMBCL-Patienten zu verbessern helfen.
Link zur Originalpublikation

Scherer.jpg
PD Dr. Florian Scherer © Florian Scherer, Universität Freiburg

PD Dr. Florian Scherer (Universitätsklinikum Freiburg, DKTK Partnerstandort Freiburg) zeigt in seiner ausgezeichneten Publikation, wie die Liquid-Biopsy-Technologie zur Diagnose und Überwachung von ZNS-Lymphomen genutzt werden kann. Die Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass die hochsensitive Detektion zirkulierender Tumor-DNA im Blut und Gehirnflüssigkeit eine genaue Risikostratifizierung und minimal-invasive Identifikation von Patienten mit ZNS-Lymphomen erlaubt. Diese Technik könnte es zukünftig ermöglichen, genetische Veränderungen in Blut oder Gehirnflüssigkeit zu erkennen und damit schneller Therapien zu beginnen und diese präzise anzupassen.

Die Publikation im Detail: Fortschritte in der Diagnostik spiegeln sich in der Arbeit von Scherer wider. Seine preiswürdige, im Journal of Clinical Oncology veröffentlichte Publikation trägt den Titel „Circulating Tumor DNA Profiling for Detection, Risk Stratification, and Classification of Brain Lymphomas“. Sie zeigt, wie die sogenannte Liquid-Biopsy-Technologie zur Diagnose und Überwachung von Lymphomen des zentralen Nervensystems (ZNS) eingesetzt werden kann: Die Liquid Biopsy ermöglicht es, Krebszellen und genetische Veränderungen anhand von Proben des Bluts oder der Gehirnflüssigkeit zu erkennen. Dies verbessert die Genauigkeit und Schnelligkeit der Krebsdiagnose erheblich – Ärzte können Behandlungsentscheidungen schneller und gezielter treffen, was die Aussichten und die Lebensqualität der Patienten verbessert. Scherers Studie zeigt, dass die zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) als nicht-invasiver Biomarker für Krebserkrankungen im ZNS genutzt werden kann: Im Blut und in der Gehirnflüssigkeit ist ctDNA vor der Behandlung bei den meisten Patienten nachweisbar. Patienten mit höheren ctDNA-Werten hatten schlechtere Überlebensraten, was die Bedeutung dieser Technologie für die genaue Einschätzung des Krankheitsverlaufs und die Anpassung der Therapie unterstreicht. Außerdem hat Scherers Team ein Modell entwickelt, das mithilfe künstlicher Intelligenz ZNS-Lymphome anhand der ctDNA-Mutationssignatur zuverlässig erkennen kann.
Link zur Originalpublikation

Bunse.jpg
Dr. Dr. Lukas Bunse: Durchflusszytometrische Analyse von Hirntumorimmunzellen © Neurologische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim

Dr. Dr. Lukas Bunse (Universitätsklinikum Mannheim, DKTK Partnerstandort Heidelberg) untersucht das Zusammenspiel von genetischen Veränderungen in Hirntumoren und des Immunsystems bei deren Entstehung und bei Behandlung. Seine preiswürdige Publikation eröffnet neue Ansätze, mit deren Hilfe körpereigene Immunzellen für die Bekämpfung von Tumorzellen aktiviert werden können.

Die Publikation im Detail: Ebenso wie in der Arbeit von PD Dr. Scherer spielen auch für Bunse genetische Analysen in der personalisierten Medizin eine wesentliche Rolle. Den Publikationspreis erhält Bunse für seinen Fachaufsatz „MHC class II-restricted antigen presentation is required to prevent dysfunction of cytotoxic T cells by blood-borne myeloids in brain tumors“ im Fachmagazin Cancer Cell. Darin zeigt er, wie aus dem Blut einwandernde Fresszellen, sogenannte Makrophagen, Hirntumore bekämpfen können. Bunses Team hat festgestellt, dass das Immunsystem eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und Behandlung von Hirntumoren spielt. Besonders wichtig ist die Aktivität der Makrophagen. Diese präsentieren den ebenfalls aus dem Blut einwanderten T-Zellen Bruchstücke von Tumorzellen und aktivieren sie so für die Bekämpfung von Tumorzellen. Besonders zytotoxische T-Zellen, auch Killer-T-Zellen genannt, sind auf diese Aktivierung vor Ort angewiesen. Dabei ist ein bestimmtes Protein entscheidend, das MHCII: Ohne MHCII verlieren Killer-T-Zellen ihre Fähigkeit, gegen Tumore vorzugehen. Auch auf welche Art und Weise MHCII die Killer-T-Zellen unterstützt, hat das Team um Bunse entschlüsselt. Auf Basis dieser Erkenntnis eröffnet Bunses ausgezeichnete Publikation nun neue Ansätze für Immuntherapien, welche die T-Zell-Aktivität in Hirntumoren unterstützen und erhalten.
Link zur Originalpublikation

Weitere Publikationspreise 2024 der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gingen an Dr. Ria Schönauer (Charité Berlin) und PD Dr. Roman Sankowski (Universitätsklinikum Freiburg). Schönauer entwickelt neue Bewertungsmaßstäbe zur Prognose und Behandlung der polyzystischen Lebererkrankung (ADPLD). Sie erhält den EKFS-Publikationspreis für ihre Ergebnisse, die die Risikoeinschätzung in Bezug auf ADPLD verbessern. Zudem ermöglicht Schönauers Forschung personalisierte Therapien, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten erhöhen können. Das Immunsystem des Gehirns steht ebenfalls im Mittelpunkt der Arbeit von Sankowski (Universitätsklinikum Freiburg). Er erforscht die Immunantworten bei Hirntumoren. Die EKFS zeichnet ihn für seine im Jahr 2023 publizierte Erkenntnis aus, dass Immunzellen im Gehirn durch Blutzellen erneuert werden können. Das eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten.

Link zur Originalmeldung