26.02.2018
DruckenDeutscher Krebskongress 2018: Der Strukturwandel greift aber man kann sich noch nicht darauf ausruhen
Auf der größten deutschen Fachkonferenz zur Krebsmedizin stellten auch Wissenschaftler des Deutschen Krebskonsortiums aktuelle Therapiekonzepte und neue Entwicklungen zur Früherkennung und Diagnose von Krebs vor. DKTK Professorin Mechthild Krause, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, eröffnete mit Ihrem Vortrag die Plenarsitzung der Radioonkologie/Strahlentherapie. Jens Siveke, der die DKTK Professur für Translationale Onkologie am Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen innehat, stellte in seiner Keynote Lecture die Fortschritte patientennaher Tumormodelle bei Bauchspeicheldrüsenkrebs vor.
Christoph Peters, Standortsprecher vom DKTK Freiburg und Direktor des
Instituts für Molekulare Medizin und Zellforschung der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, lobte das breite Themenspektrum der Veranstaltung: „Man kann sich nicht nur über den aktuellen Stand der molekularen Diagnostik informieren, sondern erhält auch einen Eindruck vom Status Quo der Versorgungsforschung und Maßnahmen zur Stärkung der Patientenkompetenz. Gerade in der Translationsforschung müssen wir alle diese Bereiche berücksichtigen.“
Ganz auf das Thema Translation konzentrierte sich das Politforum „Entwicklung der translationalen Forschung in Deutschland bis 2030“, das Michael Baumann, DKTK Sprecher und wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit seinem Impulsvortrag einleitete. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion betonte der Vorsitzende der Deutschen Krebshilfe Gerd Nettekoven, dass der Ausbau von Forschungsnetzwerken und Strukturmaßnahmen auch ein Teil der nationalen Strategie werden müsse. Noch immer läge Deutschland bei der Finanzierung der translationalen Onkologie um ein Vielfaches hinter den USA und UK. Michael Baumann und Martin Schuler, Direktor der Inneren Klinik für Tumorforschung am Universitätsklinikum Essen, hatten dabei auch die neue Generation von „Clinician Scientists“ im Blick: „Wir brauchen Programme, die es Wissenschaftlern und Ärzten ermöglichen, bis zur Rente in die klinisch-orientierte Krebsforschung zu investieren“, sagte der DKTK Standortsprecher für Essen/Düsseldorf auf dem Podium.
Dringenden Förderungsbedarf sehen viele Wissenschaftler auch im Bereich Krebsprävention. Das zeigte sich deutlich bei der Pressekonferenz zum Thema, an dem unter anderem Ute Mons, Leiterin der Stabstelle Krebsprävention vom DKFZ teilnahm: „Fast die Hälfte aller Krebserkrankungen ließen sich durch gesunden Lebensstil und Vorsorgeuntersuchungen aus der Welt schaffen. Es fließen aber trotzdem nur 6,8 Prozent der Krebsforschungsförderung in die Prävention.“ Dies sei jedoch nicht nur eine Frage der wissenschaftlichen Möglichkeiten, betonte Michael Baumann. Die Bevölkerung müsse die Angebote auch nutzen, wie das Beispiel Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zeige: „Seit 2006 gibt es die Impfung gegen Humane Papillomviren, durch die wir Gebärmutterhalskrebs ausrotten könnten. Trotzdem werden weniger als die Hälfte aller Mädchen in Deutschland dagegen geimpft.“
Für seinen Beitrag zur Translationalen Krebsforschung und Weiterentwicklung der Radioonkologie bei Tumoren der Lunge und des Kopf-Hals-Bereichs erhielt Professor Michael Baumann auf dem Deutschen Krebskongress am 22. Februar den Deutschen Krebspreis 2018 in der Kategorie "Translational".