12.09.2022
DruckenBetter together: das neue DKTK EXLIQUID-Konsortium startet durch zur Überwachung personalisierter Krebstherapien im Blut
Jeder Mensch ist einzigartig. Ebenso sollte es die Behandlung seiner Krankheit sein. In der personalisierten Onkologie werden Tumorpatient:innen aufgrund von genetischen Veränderungen in der DNA des Tumors zielgerichtete Therapien empfohlen. Dazu ist in der Regel die Untersuchung von Tumorgewebe nötig, welches durch eine Operation oder Biopsie gewonnen wird. Da dies ein invasiver Eingriff ist, bleibt es meist bei einer einmaligen solchen Untersuchung. Das Ansprechen auf die Therapie wird in der Regel mit bildgebenden Verfahren wie Computertomographie oder Magnetresonanztomographie bewertet. Allerdings können mit diesen Verfahren neue Veränderungen in der Tumor-DNA, wie beispielsweise im Krankheitsverlauf neu auftretende Resistenzmutationen, nicht erfasst werden. Spricht ein:e Patient:in auf eine Therapie nicht an, bleibt der Grund oft unbekannt. Bei einer sogenannten Liquid Biopsy wird unter anderem zellfreie DNA aus dem Blut von Krebspatient:innen isoliert und auf tumorspezifische Veränderungen untersucht. Ziel ist, damit die zirkulierende Tumor-DNA in der zellfreien DNA zu entdecken. Jüngste Fortschritte bei der Analyse von DNA ermöglichen inzwischen einen empfindlichen und sehr spezifischen Nachweis solcher neuen Tumor-Biomarker im Blut. Allerdings haben bisher nur wenige Liquid Biopsy-Untersuchungen Eingang in die klinische Routine gefunden.
Damit zukünftig mehr Patient:innen von einer individualisierten Therapie profitieren können, haben sich Liquid Biopsy Expert:innen an allen DKTK Standorten im Jahr 2021 zu einem DKTK-geförderten Konsortium zusammengeschlossen: EXLIQUID. EXLIQUID steht für „Exploiting liquid biopsies to advance cancer precision medicine“, also das Nutzen von Informationen aus Liquid Biopsies für eine präzisere Behandlung.
„Wir sind in der glücklichen Lage, Liquid Biopsy-Expert:innen aus dem DKFZ und den Universitätskliniken im DKTK Verbund Berlin, Dresden, Essen, Heidelberg, Frankfurt, Freiburg, Mainz, München, Tübingen, sowie den assoziierten EXLIQUID Partnerstandorten Lübeck und Mannheim zusammenzubringen. Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit den DKTK-Strukturen die Translation von Liquid Biopsy in die klinische Routine voranbringen“, sagt Dr. Dr. Christof Winter, Facharzt für Labormedizin am Klinikum rechts der Isar der TU München und einer der drei Koordinator:innen des EXLIQUID-Forschungsverbundes.
EXLIQUID hat in der Sonderausgabe „Liquid Profiling - Circulating Nucleic Acid Diagnostics“ im Journal of Laboratory Medicine einen Artikel veröffentlicht. Darin präsentiert das EXLIQUID seine Struktur und Zielsetzung und beschriebt, wie das Konsortium eine Sammlung von Blutproben von DKTK Patient:innen mit soliden Tumoren aufbaut, bei denen die Untersuchung der DNA des Tumorgewebes zu einer Therapieempfehlung geführt hat. EXLIQUID legt dabei Wert auf standardisierte Aufbereitungs- und IT-Analyse-Methoden.
Die über zwölf Standorte verteilten Probenbestände werden mit Hilfe der DKTK Clinical Communication Platform (CCP) zu einer virtuellen EXLIQUID-Biobank zusammengefügt. „Dieser zukunftsweisende Anwendungsfall für IT-Unterstützung in kooperativem Biobanking wird auch über das DKTK hinaus Schule machen“, sagt Prof. Martin Lablans, Abteilungsleiter für Federated Information Systems am Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ.
Die Blutproben werden von EXLIQUID-Forschende einer umfassenden Analyse der zellfreien DNA unterzogen. Sie untersuchen Mutationen in der Tumor-DNA, welche als geringer Anteil in der zellfreien DNA im Blut zu finden ist, und deren Veränderung über die Zeit, um ein Therapieversagen möglichst früh zu erkennen. Außerdem untersuchen EXLIQUID-Forschende das Potential von epigenetischen Veränderungen der DNA als prädiktive Marker. Möglicherweise kann die Analyse der DNA-Methylierung von zirkulierender Tumor-DNA Überwachung der molekularen Tumordynamik unabhängig vom DNA-Mutationsstatus für eine frühzeitige Vorhersage von Therapieresistenz genutzt werden. Darüber hinaus soll die epigenetische Analyse auch mehr Informationen bei Patient:innen mit Krebs unbekannter Herkunft liefern. Damit setzt sich das EXLIQUID-Team hohe Ziele, die zu erreichen es bereits mit großer Motivation in Angriff genommen hat.
Die Originalpublikation finden Sie hier.