29.11.2018
DruckenDie digitale Zukunft der Krebsforschung stärken
„In der Krebsforschung haben wir in den letzten Jahren einen Paradigmenwandel erlebt“, erklärt Nils Blüthgen. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe „Computational Modelling in Medicine“ am Integrated Research Institute (IRI) Life Sciences und dem Institut für Pathologie der Charité. Während man noch vor einigen Jahren einen Tumor anhand der sichtbaren Eigenschaften seines Gewebes analysierte, erlauben heute modernste Hochdurchsatzmethoden, Krebserkrankungen sehr detailliert auf ihr molekulares Profil hin zu untersuchen. Die dabei anfallenden Datenmengen sind enorm. „Die Zusammenführung und Interpretation der komplexen Datensätze sind eine große Herausforderung, für die wir innovative computerbasierte Verfahren und mathematische Modelle benötigen. Gleichzeitig gibt es derzeit kaum Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die für diese Herausforderung ausgebildet werden.“
Das wird sich nun ändern: Im Rahmen des neuen Graduiertenkollegs werden zahlreiche Promovierende von interdisziplinären Teams aus Computerwissenschaftlern, Datenmodellierern, klinischen Forschern und Genetikern betreut. In ihren Promotionsprojekten sollen sie computerbasierte Verfahren erforschen, entwickeln und auf wichtige Fragen der Krebsforschung anwenden. Die Teilnehmer des Kollegs absolvieren zusätzlich zu ihrer Forschungstätigkeit ein umfassendes Kurs- und Ausbildungsprogramm, das einen starken Fokus auf internationale Vernetzung legt. So ist geplant, dass die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler regelmäßig in Zusammenarbeit mit einer Graduiertenschule aus den Niederlanden Konferenzen veranstalten. Auch der renommierte Bioinformatiker Chris Sander vom US-amerikanischen Dana-Farber Cancer Institute ist in das Programm eingebunden.
Die DFG fördert das Graduiertenkolleg über einen Zeitraum von zunächst viereinhalb Jahren mit mehr als 4,5 Millionen Euro. Die Sprecherschaft liegt bei der Charité, der gemeinsamen medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. An dem Projekt beteiligt sind zudem Forschende der Humboldt-Universität zu Berlin, des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik und Wissenschaftler des DKTK. Das Programm wird gemeinsam mit den übrigen 14 neu bewilligten Graduiertenkollegs im Juni 2019 an den Start gehen.