30.05.2018

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DKTK MASTER Programm: Klinischer Einsatz der Krebsgenomanalyse erfolgreich erprobt

Beim DKTK MASTER Symposium am 11. Mai in Frankfurt diskutierten Wissenschaftler des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) die Ergebnisse des Programms DKTK MASTER nach zweieinhalbjähriger Patientenrekrutierung. Seit 2015 wird die Krebsgenomsequenzierung im Rahmen des Programms als fester Bestandteil der molekularen Diagnostik an allen DKTK-Zentren angeboten, um potentielle therapeutische Ziele für Patienten genauer bestimmen zu können. Vor allem junge Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium und Patienten mit seltenen Tumorerkrankungen soll es durch das Aufzeigen gezielter molekularer Therapieoptionen ein verlängertes Überleben ermöglichen.

© Dirk Nettelbeck

Bösartige Tumoren sind so unterschiedlich, dass man Krebs mittlerweile als eine Ansammlung seltener individueller Erkrankungen betrachtet. Patientinnen und Patienten mit der gleichen Tumorerkrankung sind aber räumlich meist weit verteilt. Personalisierte Krebstherapien können daher am effektivsten durch Zusammenarbeit der Studienzentren und durch eine standortübergreifende Patientenrekrutierung entwickelt werden.

Das Deutsche Krebskonsortium (DKTK) baute dafür erstmals die notwendigen Strukturen in Deutschland auf, u.a. durch die Etablierung und die Vernetzung der molekularen Tumorboards an den DKTK Standorten. In der Registerstudie DKTK MASTER (DKTK “Molecularly Aided Stratification for Tumor Eradication Research”) wird ein standortübergreifendes Krebsgenomsequenzierungsprogramm etabliert. Das Prozedere: Ärzte der DKTK Standorte schicken Patientenproben an die deutschlandweit größte Serviceeinheit für genombasierte Hochdurchsatzsequenzierung am DKFZ, wo diese sequenziert werden. Die genetischen Daten werden anschließend klinisch ausgewertet und in einer wöchentlichen gemeinsamen Videokonferenz für die Therapieentscheidung herangezogen.

„Mittlerweile haben wir das Tumorgenom von mehr als 1000 Patienten im Rahmen der Studie ausgewertet“, sagt Stefan Fröhling, Leiter des Programms und kommissarischer Geschäftsführender Direktor am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. „In einigen Fällen konnte die genaue Tumorform erst auf Basis der Genomanalyse diagnostiziert werden und einige Patienten können sogar einer passenden molekular stratifizierten klinischen Studie zugeordnet werden“, so Fröhling. Gerade bei sehr heterogenen und seltenen Krebserkrankungen wie den Weichgewebesarkomen können neue Einblicke in die Tumorentstehung gewonnen und neue Therapieansätze entwickelt werden.

Ausgehend von den neuen Erkenntnissen des Programms sind mittlerweile einige klinische Studien konzipiert worden. Ein wichtiges Ziel müsse es sein, diese Entwicklung konsequent fortzusetzen und ein immer breiteres Angebot an Therapiemöglichkeiten zu schaffen, darin waren sich die Teilnehmer des Symposiums einig. Zusätzlich zum bisher angewandten genomischen Ansatz sollen künftig auch Verfahren wie Proteomik, Immunmonitoring, Flüssigbiopsien und Bildgebung in Zusammenarbeit mit allen DKTK-Standorten einbezogen werden.

Der Bedarf an den Standorten sei sehr hoch, betonte Fröhling: „Wir haben eine stetig steigende Zahl von Patienten. In den kommenden Jahren hoffen wir, das Programm durch Umstrukturierung und Harmonisierungsprozesse an den Standorten weiter auszuweiten, um mehr Krebspatienten eine umfassende Krebsgenomanalyse zu ermöglichen.“