10.05.2019

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Neue Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit schwer behandelbaren Leukämien - Paul-Martini-Preis 2019 für DKTK Wissenschaftler Robert Zeiser auf dem Internistenkongress in Wiesbaden

Pressemitteilung des Uniklinikums Freiburg und der Paul-Martini-Stiftung

Am 6. Mai 2019 erhielt der DKTK Wissenschaftler Robert Zeiser vom Universitätsklinikum Freiburg den diesjährigen Paul-Martini-Preis. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Zeiser erhielt ihn, weil er herausfand, dass vorhandene, aber gegen andere Krankheiten entwickelte Medikamente auch bestimmten Patienten mit Leukämien oder schweren Nebenwirkungen nach einer Stammzelltransplantation helfen können. Die Verleihung fand im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt.

Der Paul-Martini-Preisträger Prof. Dr. med. Robert Zeiser (Mitte) und mit dem Sprecher des Vorstandes der Paul-Martini-Stiftung Dr. Stefan Frings (rechts) und dem Leiter der Jury, Prof. Dr. med. Stefan Endres (links). Foto: © Paul-Martini-Stiftung/ T.Böhm

„Professor Zeisers Arbeiten zeigen in herausragender Weise, dass für manchen Patienten das dringend benötigte Medikament eigentlich längst erfunden ist, es aber jemanden braucht, der dies auch erkennt. Bei den mit dem Preis geehrten Forschungsprojekten hat Zeiser das gleich dreimal bewiesen.“ So würdigte Stefan Endres, München, Zeisers Forschung im Namen der sechsköpfigen Jury. 

Ein Beispiel dafür ist die Stammzelltransplantation. Diese Behandlung, bei der das erkrankte Knochenmark eines Leukämiepatienten abgetötet und mit gespendeten Stammzellen neu aufgebaut wird, ist für manche Patienten zunächst lebensrettend. Leider führt das bei jedem zweiten zu einer heftigen Abwehrreaktion, genannt „Graft versus Host Disease“. Diese kann Haut, Darm und Leber lebensbedrohlich angreifen. Zeiser erkannte durch genaue Erforschung der Krankheitsprozesse, dass ein schon zugelassenes Krebsmedikament diese unerwünschte Reaktion verhindern oder zumindest lindern können sollte. Das bestätigte sich anschließend bei Patienten. 

Prämiert wurde Zeiser für die folgenden von ihm mit seinen Mitarbeitern und Kooperationspartnern entwickelten Therapien: 

- Heilung oder Linderung der „Graft versus Host Disease“ nach Stammzelltransplantation mit dem Januskinase-Inhibitor Ruxolitinib (zugelassen gegen die Krebserkrankungen Polycythemia vera und Myelofibrose); 

- Einsatz von Sorafenib gegen akute myeloische Leukämie mit Genverdoppelung für FLT3-Rezeptor-Kinase, falls diese trotz Behandlung durch Stammzelltransplantation erneut auftritt (Sorafenib ist bisher für Patienten mit Nieren-, Leber- und Schilddrüsenkrebs zugelassen); 

- Einsatz des gentechnisch hergestellten Antikörpers Nivolumab bei krebsartiger Vermehrung von Knochenmarkzellen (Nivolumab ist bisher gegen eine Reihe von anderen Krebsarten zugelassen). 

Die neuen Behandlungsmöglichkeiten werden in Studien mit Patienten weiter untersucht; zwei von ihnen werden bereits in klinischen Leitlinien erwähnt. 

Der Preisträger Robert Zeiser ist Leiter der Sektion für Tumorimmunologie am Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation). Er ist Mitglied des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung DKTK. Seine Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte sind akute Leukämien, schwarzer Hautkrebs, die Ausbreitung von Tumorzellen, Stammzelltransplantation und die Nutzung bildgebender Verfahren zur Diagnose und Therapiekontrolle. Professor Zeiser ist unter anderem Träger des Artur-PappenheimPreises 2014 der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und des Richtzenhain-Preises 2016 des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). 
 

Die Paul-Martini-Stiftung 
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 45 Mitgliedsunternehmen. 

Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889-1964) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung, die er mit seiner 1932 veröffentlichten „Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung“ über Jahrzehnte wesentlich geprägt hat.