24.06.2019

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Internationale Krebskonferenz am Standort Berlin beleuchtet „Yin und Yang“ bei Krebs

Das Molekulare Krebsforschungszentrum der Charité - Universitätsmedizin Berlin am DKTK Partnerstandort Berlin veranstaltete gemeinsam mit der „Berlin School of Integrative Oncology (BSIO)“ die internationale Konferenz “Learning from the Yins und Yangs in Cancer”. Renommierte Krebsforscherinnen und Krebsforscher aus aller Welt folgten der Einladung nach Berlin, um am 24. und 25. Mai über gegensätzliche biologische Prinzipien als neue Therapieziele bei Krebs zu diskutieren.

Die als „Think Tank“ oder „Denkfabrik“ gestaltete und stets nach Forschungsthemen von morgen benannte “Learning from the Yins and Yangs in Cancer”-Konferenz wird seit nunmehr einer Dekade vom Molekularen Krebsforschungszentrum der Charité am DKTK-Partnerstandort Berlin sehr erfolgreich jährlich ausgerichtet. Dabei wollen die Krebsforscher ausgetretene Pfade verlassen und über neue Sichten „out-of-the box“ nachzudenken. Die Organisatoren und DKTK-Wissenschaftler Clemens A. Schmitt und Soyoung Lee stellten bei der diesjährigen Veranstaltung die Idee eines „Yin und Yang“ bei Krebs in den Vordergrund. Für die Medizin  besagt dieses der chinesischen Philosophie entlehnte Konzept, dass viele Heilungs- und Verschleiß- oder krankheitsauslösende Prozesse unseres Körpers, beginnend in der embryonalen Entwicklung über die Wundheilung bis hin zu altersbedingten Organveränderungen, im Zeichen von gegensätzlichen, polarisierenden und teilweise auch komplementären Prozess-Paaren stehen. Diese können wie „Feuer und Wasser“ oder „Hitze und Kälte“ nicht alleine gedacht werden und im Krankheitsfall aus dieser Gleichgewichtslage in die eine oder andere Richtung abkippen.

„Bei Tumorerkrankungen“, so die Tumorbiologin Lee, „sind Yin und Yang nicht mehr im Lot: Eigentlich in endgültigen Tiefschlaf versetzte Zellen fangen wieder an, sich zu teilen. Ein heilsamer Entzündungsprozess wird chronisch, und kann so beispielsweise das Tumorwachstum fördern und die Immunabwehr schwächen. Genauso kann ein entgleistes Reparaturvermögen von geschädigter DNA, der zellulären Erbsubstanz schaden und zu vorzeitigem Zellaltern und Krebs führen“. Über diese neue Sicht auf eigentlich bekannte Bioprozesse, die bei Tumorerkrankungen ihre Balance verloren haben, diskutierten an den zwei Konferenztagen mehr als 100 internationale Teilnehmer. Die Konferenz bot dabei 20 hochinnovativen Vorträgen renommierter Expertinnen und Experten  in den Räumlichkeiten des Amano Rooftop Conference Centers Berlin. Krebsspezialist Schmitt von der Charité in Berlin und dem Kepler-Universitätsklinikum im österreichischen Linz erläuterte aus der eigenen Forschung: “Ohne ‚Yin und Yang‘-Denken hätten wir manche neue Tür in der Krebstherapie nicht aufgestoßen. Wir haben beispielsweise verstanden, dass wir Tumorzellen erst in einen Tiefschlaf versetzen müssen, um sie dann an neu erzeugten Schwachstellen besonders gut fassen und vernichten zu können.” Einen solchen scheinbaren Gegensatz machen sich auch neue Immuntherapien zu Nutze, die die Tumor-getriebene Stummschaltung eigentlich abwehrbereiter Immunzellen blockieren, eine „Bremse der Bremse“, sozusagen. Für diese wichtige Entdeckung erhielt das amerikanisch japanische Forscher Duo Tasuko Honjo und James Allison den Nobelpreis für Medizin 2018.