27.06.2018

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Abbau von Zellorganellen triggert Immunabwehr gegen Darmkrebs

Damit ein Tumor entstehen und sich ausbreiten kann, müssen die Krebszellen dem Angriff des Immunsystems entgehen. Wissenschaftler des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) am Georg-Speyer-Haus und am Universitätsklinikum Frankfurt haben jetzt herausgefunden, durch welche Mechanismen das Immunsystem bei Patienten mit Dickdarmkrebs wieder reaktiviert werden kann, um den Tumor zu bekämpfen.

Unter dem Mikroskop wird der Abbau der Zellorganellen in den Darmkrebszellen sichtbar. Mitochrondriale Proteine in grün, Lysosomen in rot. Gelb ist die Kolokalisation, d.h. Mitochondrien in den Lysosomen. © Ziegler / Georg-Speyer-Haus Frankfurt

Eine Voraussetzung, Krebszellen als „körperfremd“ oder „gefährlich“ zu erkennen, ist die Präsentation krebsspezifischer Eiweiße, die von tumorabwehrenden T-Zellen erkannt werden können. Es gibt jedoch auch Mechanismen, welche genau diese T-Zell-Reaktion unterdrücken. Sie sorgen dafür, dass das Immunsystem nicht auf den eigenen Körper losgeht. Bei Krebs ist diese Schutzfunktion jedoch ein Problem. Die Gruppe von Florian Greten am Georg-Speyer-Haus, Institut für Tumorbiologie und Experimentelle Therapie am DKTK Standort Frankfurt hat herausgefunden, wie sich T-Zellen reaktivieren lassen. Dem Forscherteam ist es gelungen, Darmkrebszellen zur verstärkten Produktion von Antigenen anzuregen. Mäuse produzierten daraufhin sogenannte CD8+ T Zellen gegen die Tumorzellen und die Entstehung von Dickdarmtumoren konnte dadurch verlangsamt oder sogar unterdrückt werden. Eine zentrale Rolle innerhalb der Tumorzellen spielen dabei Lysosomen, kleine Zellorganellen, die den Abbau von defekten oder gealterten Bestandteilen übernehmen. Paul Ziegler, der Erst-Autor der Studie, die am 14. Juni 2018 in der online Ausgabe der Zeitschrift Cell veröffentlicht wurde, beobachtete, dass die Schädigung dieser Zellorganellen, beispielsweise durch Zugabe der Malariaprophylaxe Chloroquin, die Produktion von Antigenen in den Tumorzellen erhöht. „Unsere Daten zeigen, dass es möglich ist, Tumorzellen durch gezielte Angriffe an Lysosomen und anderen Zellorganellen, den Mitochondrien, zur Produktion von Antigenen anzuregen, sodass sie durch das Immunsystem erkannt und bekämpft werden können“, kommentiert Studienleiter Florian Greten. Die Forscher wollen nun im Rahmen anderer Modelle die Effektivität von Mitochondrien-Abbau und Schädigung von Lysosomen auf die Krebs-Immuntherapie untersuchen.

Originalpublikation:
Mitophagy in Intestinal Epithelial Cells Triggers Adaptive Immunity during Tumorigenesis. Ziegler, P.K. et al., 2018. DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2018.05.028